„Zeitenwende” am Luitpold-Gymnasium

09.12.2024

Hochkarätiger Besuch für die 12. Jahrgangsstufe des Wasserburger Luitpold-Gymnasiums: Der Eiselfinger Bodo Garbe (70), der lange Zeit im Vorstand für den Rüstungskonzern Rheinmetall tätig war und somit ein ausgewiesener Experte für Sicherheits- und Verteidigungspolitik ist, hielt einen Vortrag in der Großen Aula. Was vor wenigen Jahren noch undenkbar schien – jemand aus der Rüstungsindustrie hält einen Vortrag vor Schülern – ist nun doch gar nicht mehr so abwegig. Es gibt wieder ein Bewusstsein dafür, dass man sich in Deutschland Gedanken über Verteidigung und Sicherheit machen muss. Die Weltlage hat sich verändert, vor allem durch den Ukrainekrieg, der seit Februar 2022 ununterbrochen tobt. Die viel zitierte „Zeitenwende“ ist auch Thema im Politikunterricht des LGW. 

Nach einem kurzen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Bundeswehr und NATO ging Garbe auch auf diese „Zeitenwende“ ein. Darunter versteht man einen Wandel in der Sicherheitsstrategie Deutschlands. So muss die Bundeswehr in Zukunft nicht nur Einsätze in internationalen Konflikten bewältigen, sondern vor allem wieder mehr Landes- und Bündnisverteidigung übernehmen. Garbe appellierte an die Schüler, sich Gedanken darüber zu machen, welche Zukunft sie sich für Europa wünschen, und ihre Wahlentscheidungen danach auszurichten. Denn die junge Generation wird von den weltpolitischen Veränderungen am meisten betroffen sein. 

Durch seine Arbeit bei Rheinmetall konnte Garbe auch umfangreiche Informationen zu Rüstungsgeschäften, Waffensystemen und zukünftigen Entwicklungen liefern. Ebenso sprach er das Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr an und zeigte auf, in welche Projekte und Anschaffungen das Geld investiert wird, zum Beispiel in den Kauf des amerikanischen Mehrzweckkampfflugzeug F-35 als Nachfolger für den Tornado. Des Weiteren wurde die Wiedereinführung der Wehrpflicht thematisiert. Garbe selbst hält ein „Gesellschaftliches Jahr“ durchaus für sinnvoll, da sich zum einen viele Eindrücke und Erfahrungen sammeln lassen und die Bundeswehr zum anderen dringend Personal braucht. Er betonte allerdings, dass es sich hierbei nur um seine subjektive Meinung handle.

In einer abschließenden Diskussionsrunde fragten Schüler zum Beispiel, ob die Akzeptanz der Rüstungsindustrie seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestiegen sei. Dies beantwortete Garbe mit einem eindeutigen Ja. 

Wenn man im Nachhinein mit Mitschülern über den Vortrag sprach, zeigten sich die meisten ernüchtert darüber, wie ernst Bodo Garbe die Weltlage für Europa und Deutschland beschrieb. Gleichzeitig wurde aber auch klar, vor welch großen Herausforderungen wir stehen und dass es Anstrengung braucht, diese zu meistern.

Theresa Hubmann (Q12, LGW)