Als deutscher Polizist in Afghanistan

25.11.2024

Der Wasserburger Fabian Pleizier berichtete vor Politikkursen am Luitpold-Gymnasium Wasserburg

Fabian Pleizier verbrachte 2019, im Rahmen einer Außenmission der deutschen Polizei, acht Monate in Afghanistan. Nun war er auf Einladung von Dr. Johannes Hain zu Gast in zwei Politikkursen der 12. Jahrgangsstufe des LGW, wo er als Zeitzeuge und Experte für Sicherheitspolitik an seiner ehemaligen Schule über diese Zeit berichtete. Sein Team, das aus 30 Leuten bestand, war im sogenannten „Green Village“ in Kabul untergebracht. Das Camp war durch Betonmauern und Stacheldrahtzaun streng von der Außenwelt getrennt, denn aufgrund der prekären Sicherheitslage bestand ständig die Gefahr eines Angriffs auf die Einsatzkräfte. 

Als Mitglied des Advisor Teams CIT war Pleizier vor allem für die Beratung und Unterstützung der afghanischen Polizei zuständig. Dabei bereitete vor allem die weitverbreitete Korruption Schwierigkeiten, denn wie er so treffend formulierte: „In Afghanistan kauft man sich die Führungsämter und wenn man bei der Korruption nicht mitmacht, wird man auch ganz schnell wieder abgesetzt“. Dies führe auch dazu, dass ein Großteil der Entwicklungshilfen nicht bei den bedürftigen Leuten ankomme, sondern oft in den Taschen der örtlichen Behörden lande. 

Ein weiteres großes Problem sei die mangelnde Bildung der Sicherheitsbeamten. Viele der gestifteten, modernen Gebäude werden nicht genutzt. Ebenso werden hochtechnologische Maschinen durch unsachgemäße Benutzung unbrauchbar. Pleizier selbst organisierte für die afghanischen Polizeikräfte einige Schulungen, um solche Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Weitere Aspekte, die die Arbeit der Einsatzkräfte erschwert haben, sind sowohl die desolate Infrastruktur als auch das große Leid der Bevölkerung. Afghanistan ist geprägt von Armut und schlechten Lebensbedingungen. Die meisten Häuser dort sind einfache Wellblechhütten, die größtenteils schwarz gebaut werden.

Auch die Rechte und Möglichkeiten von Frauen waren, selbst nach der Befreiung von den Taliban, sehr eingeschränkt. Systematische Benachteiligung, Unterdrückung sowie sexuelle Belästigung waren Teil des traurigen Alltags einer afghanischen Frau. „Man sah so gut wie keine Frauen auf der Straße“, berichtete Pleizier.

Pleiziers Aufenthalt endete frühzeitig am 2. September 2019, veranlasst durch einen Angriff auf das „Green Village“. Ein mit Sprengstoff beladener LKW fuhr in eine der Außenbegrenzungsmauern, was mehrere Todesopfer und große Zerstörung zur Folge hatte. Daraufhin wurde die Außenmission abgebrochen bzw. unterbrochen und die Einsatzkräfte wurden unter schwierigen Umständen evakuiert.

Fabian Pleizier schilderte seine Erfahrungen eindrucksvoll in einem zweistündigen Vortrag. Persönliche Fotografien veranschaulichten das Gesagte und lieferten einen spannenden, direkten Einblick in die Situation vor Ort. Im anschließenden Gespräch stellten daher die Schüler Pleizier noch viele Fragen. 

Lena Kaltenhauser (12. Jahrgangsstufe des LGW)