P-Seminar „Rausch und Realität“ – Suchtprävention

21.03.2024

Ausflug zum Psychiatrie-Museum am Inn-Salzach-Klinikum in Gabersee

Am Nachmittag des 20. März 2024 besuchte unser P-Seminar das historische Psychiatrie-Museum des Inn-Salzach-Klinikums in Gabersee.

Wir trafen wir uns vor dem Haus 23 des Klinikgeländes mit Herrn Wolfgang Schmid, einem ehemaligen Pfleger der Einrichtung, der uns durch das Museum führte und uns die Geschichte von Gabersee vorstellte.

Das Haus 23, in welchem sich heute das Museum, aber auch die Aufnahmestation der Psychiatrie befinden, diente viele Jahre als Ausweichraum für verschiedenste Stationen, die gerade saniert wurden.

Im ersten Stock befindet sich das Museum. Die zahlreichen Ausstellungsstücke im ersten Raum vermittelten uns bereits einen guten ersten Eindruck von den früheren Jahrzehnten, bevor Herr Schmid uns auf eine Reise durch die Vergangenheit von Gabersee und den Wandel bei der Behandlung psychischer Kranker mitnahm. Seine Ausführungen begannen im Mittelalter und reichten bis heute, wobei Herr Schmid seine Schwerpunkte auf die Entwicklungen in Bayern legte. Dabei sprach er auch Dr. Gudden an, den die meisten von uns als den Psychiater kannten, dessen Gutachten zur Entmündigung von König Ludwig ll. führte. Gabersee wurde 1883 unter seiner Leistung als Kreisirrenanstalt erbaut. Mit Dr. Guddens Vorgaben, die einen respektierenden Umgang mit den Patienten forderten, wurden hier auch die Möglichkeiten für eine menschenwürdige Unterbringung geschaffen.

Bei den Ausführungen von Herrn Schmid fand ich es erstaunlich zu erfahren, dass die Behandlung von Patienten früher vor allem darin bestand ihnen einen geplanten Tagesablauf mit einer festen Arbeit überwiegend in der Landwirtschaft, zu geben. Im Vergleich mit heute ist die Methode, den Patienten eine Beschäftigung zu geben, ja noch immer in vielen Behandlungen vorzufinden.

Ein typischer Tagesablauf der Patienten begann damals damit, dass sie morgens zu einer festen Zeit aufstehen und gemeinsam frühstücken mussten, um das angemessene Verhalten unter Menschen nicht zu verlernen. Ihre Schlafzimmer wurden tagsüber verschlossen, damit sie sich nicht vor der Gemeinschaft in ihre Betten zurückziehen konnten. Zur Anfangszeit der Psychiatrie gab es verschiedene Arbeiten und jeder einzelne Patient hatte seinen eigenen festen Platz. Dies gab ihnen einen Sinn, morgens aufzustehen. Zu diesen Arbeiten gehörten neben landwirtschaftlichen Feldarbeiten auch das Schälen von Kartoffeln in der Küche oder das Binden von Weidenkörben. Da in Gabersee früher genügend Weiden wuchsen, deren Äste zum Flechten benutzt werden konnten und diese Körbe für verschiedenste Alltagsaufgaben notwendig waren, war diese Arbeit sehr nützlich und brachte zudem einen hohen Profit für die Psychiatrie selbst.

Dieses einfache und strukturierte Leben änderte sich jedoch mit dem Beginn der NS-Zeit. In dieser Zeit wurde das Leben von psychisch Erkrankten und Behinderten als „unwert“ angesehen, weswegen grausame Vorgehensweisen entwickelt wurden, um diese Menschen systematisch zu ermorden. Den Befehl des Tötens nannten die Nationalsozialisten selbst „Euthanasie“, was eigentlich einen natürlichen Tod ohne Leiden beschreibt.

Mit diesem Hintergrundwissen konnten wir uns die Ausstellung erneut in Ruhe ansehen, in der sich Alltagsgegenstände und Kleidungsstücke der Patienten, aber auch Einrichtungsgegenstände und medizinische Geräte befinden. Am interessantesten war es dabei für mich, die selbst gemachten Kunstwerke der Patienten, aber auch die mithilfe einfacher Mittel gebauten Waffen und Verstecke für verbotene Dinge zu sehen. Die Kunstwerke gaben uns einen Einblick in die verschiedensten Talente der Patienten, die sich von Zeichnungen und Gemälden bis hin zu Holzarbeiten erstreckten. Auch durch ein eingerichtetes Patientenzimmer aus ca. 1965 und ein Arztzimmer aus ca. 1920 bekamen wir einen noch intensiveren Eindruck von der Lebenssituation und Wohngelegenheit der Patienten.

Insgesamt war dieser Ausflug eine interessante Erfahrung, die uns die Geschichte eines wichtigen Ortes in unserer Nähe kennenlernen ließ. Es war spannend, mehr darüber zu erfahren, wie psychische Erkrankungen zu verschiedenen Zeiten angesehen wurden und welche Behandlungsmythen aber auch -fortschritte es gab. Und vor allem bekamen wir eine Einsicht in das tatsächliche Leben der Patienten in einer solchen Klinik.

Abschließend würde ich jedem, der sich für das Thema „psychische Erkrankungen“ und für die Geschichte unserer Heimat interessiert, einen Besuch des Museums empfehlen.

Katharina Reiter, 11D